Komm auf Kreuzfahrt nach…Fuerteventura
“Fuerteventura ist die Liebe auf den zweiten Blick”, meint Reiseleiterin Elke. Sie lebt seit acht Jahren auf der Kanareninsel und weiß, wie unterschiedlich Urlauber bei Ihrer Ankunft reagieren. “Um einen Eindruck zu bekommen, sollte man die Insel mindestens einen Tag lang mit dem Mietwagen erkunden.”
In einem Tag um die Insel
Gut, dringen wir also ins steinige Innere der zweitgrößten Insel des kanarischen Archipels vor. Der Weg über die Insel auf abseitigen Straßen ist oft einsam. Die größeren Orte liegen wie seit Jahrzehnten konserviert da. Ziegen trifft man zuhauf an. Die Tiere haben in den vergangenen Jahrhunderten die Insel erobert. Da viele Einwohner von der Käse- und Milchproduktion leben, verhallen Appelle der Umweltschützer, auf die freie Haltung zu verzichten. Und so trägt das Symbol der Insel weiter zur Wüstenwerdung bei. Ihr einziger Feind sind die Autofahrer.
Abfahrt Corralejo
Vor kaum zwanzig Jahren war Corralejo im Norden der Insel ein Fischerdorf mit einem Dutzend Häusern und einer Handvoll kleiner Hotelanlagen. Heute ist es das zweitgrößte Ferienzentrum der Insel. Schon kurz hinter dem Ortsausgang in südöstlicher Richtung, vorbei an den beiden RIU-Hotels, den einzigen Bausünden an diesem Küstenabschnitt, fühlt man sich fernab von Trubel und Zivilisation. Von hier ziehen sich die breiten, endlos scheinenden Strände von Corralejo über sieben Kilometer entlang der Küste. Wie die Sahara im Miniaturformat wirken die Kraterlandschaften und das Dünen- Naturschutzgebiet El Jable rechterhand. Der Blick über das Meer streift die vorgelagerte, unbewohnte Insel Los Lobos und die braunen Berge und weißen Dörfer von Lanzarote im Hintergrund. Im Norden lohnt ein Abstecher an die Westküste nach El Cotillo. Weitgehend unberührt vom Massentourismus ist der Ort auch heute noch ein Geheimtipp.
Ohne Jeep ist die Fahrt bis an die oft leeren Naturstrände abenteuerlich. An der Westküste müssen Urlauber auf die starke Unterströmung Acht geben. Gegen die oft gefährliche Brandung wurde der ehemalige Militär- und Handelshafen Puerto del Tostón und heutige Yachthafen El Cotillos durch eine Betonmole begrenzt. Von der Mole aus blickt man auf den runden Festungsturm “Castillo de Tostón” aus dem 18. Jahrhundert und die Felsklippen entlang der Küste.
La Oliva
Olivenplantagen sollen dem Ort den Namen gegeben haben. Heute werden nur noch ein paar Tomatenfelder bewirtschaftet. Da in La Oliva die Verwaltung für den nördlichen Teil der Insel sitzt, bescheren Steuereinnahmen aus dem Ferienzentrum Corralejo volle Kassen. Jede Straße, die annähernd breit genug war, wurde mit Palmen und Akazien bepflanzt. Immerhin konnten so historische Bauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, als La Oliva Sitz des Militärregiments war, restauriert und für die Nachwelt erhalten werden. In dem alten Herrenhaus Casa Mané befindet sich heute das “Centro de Arte Canario”, in dem kanarische Maler und Bildhauer ihre Werke ausstellen.
Über La Oliva geht es weiter nach Betancuria, durch zahlreiche “Schlafzimmer”, wie die einheimischen “Majoreros” jene Orte nennen, deren Bewohner an den Küsten arbeiten und nur zum Übernachten in ihre Dörfer fahren. In Serpentinen windet sich die Straße über die Montana Tegú. Kurz vor Betancuria passiert man den auf 645 Metern Höhe gelegenen Mirador Morro Velosa, der nach Plänen des aus Lanzarote stammenden Künstlers César Manrique entstand. Von dem stillen Aussichtspunkt schweift der Blick über die faltigen Vulkanberge der mondähnlichen Insellandschaft. Keine Autos stören die Stille, einzig ein paar Kanarenpieper trällern ihr Lied.
Betancuria im Inselinneren
Es geht weiter die FV30 Richtung Betancuria. Die einstige Hauptstadt “Fuertes” liegt eingebettet in einem grünen, windgeschützten Tal. Tagsüber wimmelt es hier von Bussen der Insellinie Maxorata, die Urlauber aus den Touristenorten rankarren. Heute sieht man nicht mehr viel von der einstigen Größe und Bedeutung der von dem normannischen Eroberer Jean de Béthencourt gegründeten Stadt. Über den Kirchplatz werden die Touristengruppen ins Museum geführt, schauen sich eine Dia-Show mit Inselimpressionen an. Danach geht’s in den blühenden Innenhof. Dort werden an Verkaufsständen Mandeln, Honig, Aloe-Produkte, Mojos und Ziegenkäse angeboten. Ein junger Töpfer und ein älterer Weber demonstrieren insulanische Handwerkstradition, von der fast jeder ein Stück mit nach Hause nimmt.
Was nun folgt, lässt so manchen Autofahrer ins Schwitzen geraten. Durch die Vega de Rio de las Palmas führt eine kurvenreiche Straße nach Pajara. Am rechten Fahrbahnrand geht’s steil bergab. In der Stadt grünt und blüht es überall. Die Häuser wurden jüngst gestrichen, die Fußwege und Straßen erneuert. Auf den ersten Blick wird klar: Diese Stadt hat Geld. Paläste und Gutshäuser mit den typisch kanarischen Holzbalkonen gruppieren sich um die Kirche. Beachtenswert ist das mit aztekischen Motiven verzierte Eingangsportal der Kirche “Nuestra Señora de Regala”, Zeugnis der einst engen Beziehungen zu Süd- und Mittelamerika. Wer im dunklen Innenraum die Hochaltäre mit der weißen und schwarzen Madonna bei Licht sehen möchte, muss zuvor einen Euro in den Münzkasten am Eingang werfen.
Um das kleine Fischerdorf Ajuy an der Westküste zu erreichen, muss man wieder ein Stück in Richtung Norden fahren. Die Eroberer sollen hier die Insel zum ersten Mal betreten haben. Später diente der “Puerto de la Peña” Betancuria als Hafen. An der Caleta Negra, der Schwarzen Bucht, führt ein schmaler und steiniger, inzwischen gesicherter Pfad zu den Cuevas. Über einige Stufen gelangt man hinunter zu den Höhlen.
Jandía – die südliche Halbinsel
Der schnellste Weg in den Inselsüden führt über Tuineje und Tarajalejo. Hat man die vielen Windräder an der Costa Calma hinter sich gelassen, erreicht man die Touristenzentren der Halbinsel von Jandia. An den Hang wurde gedankenlos ein Hotel neben das andere gebaut, größtenteils hässliche Klötze. Darüber ragen Kräne, denn Jandia wächst weiter. Direkt an der Playa herrscht Bauverbot, da die weite Salzebene unter Naturschutz steht. Holzstege führen über flache Dünen an den breiten, weißen Strand und das grün-blaue Meer. Trotz roter Flagge tummeln sich hier bei Seegang die Wellenreiter. Über den Salzwiesen erhebt sich ein weißer Leuchtturm. Er markiert den südlichsten Punkt der Insel. Der Ort, wie auch der gesamte Süden Fuerteventuras, ist fest in deutscher Hand. Die Parfümerie heißt “Fundgrube” und zum bayrischen Restaurant sind es auch nur ein paar Schritte.
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