LogBlog: Vor Anker in Ashdod – Besuch in Jerusalem

Die Altstadt von Jerusalem mit der Klagemauer und dem Felsendom © Melanie Kiel

Die Altstadt von Jerusalem mit der Klagemauer und dem Felsendom © Melanie Kiel

Ashdod – 31° 48′ N, 34° 39′ O

5.30 Uhr am Morgen. Draußen ist es noch dunkel. Am entfernten Horizont sind erste helle Lichtstreife auszumachen. Mond, Mars und Jupiter leuchten am Himmel über Ashdod und weisen uns den Weg in den Hafen. An den Containerterminals und auf den Containerschiffen wird schon fleißig be- und entladen.  

Ashdod liegt südlich von Tel Aviv, wurde 1956 gegründet und ist der wichtigste Hafen Israels. Kreuzfahrtschiffen und vor allem Passagieren dient Ashdod als Ein- und Ausstiegshafen – mehr nicht. Entweder fährt man nach Tel Aviv, die wohl modernste und lebendigste Stadt Israels, oder eben ins etwa 60 Kilometer entfernte Jerusalem, die Stadt der Weltreligionen. Und wenn wir schon im Heiligen Land sind, dann möchten wir auch eintauchen in die Geschichte, die Kulturen und die Religionen.

In Ashdod geht die Einreise reibungslos vonstatten. Vor dem Terminal warten etliche Busse auf die Tagesausflügler. Wir werden von unserem Reiseleiter Yair begrüßt. Auf der Fahrt nach Jerusalem bringt er uns die Geschichte des alten Palästinas und des Landes Israel nahe. Vieles klingt vertraut. Die Umgebung ist unglaublich grün. Viele Bäume, was sag ich, Wälder wurden seit der Staatsgründung 1948 gepflanzt, Bewässerungssysteme entwickelt. Was vor 100 Jahren Wüste war, ist heute grün und fruchtbar.

Jerusalem – die Wiege dreier Weltreligionen

Erster Stop ist ein Aussichtspunkt auf einem Berg außerhalb der Altstadt Jerusalems. Unaufhörlich klicken die Fotoapparate der Gruppe. Der Ausblick über die Alstadt samt seiner Synagogen, Kirchen, dem Felsendom und dem Ölberg mit dem Garten Gethsemane ist traumhaft. Yair holt das alte Testament hervor und fragt, ob jemand den Psalm 121 lesen möchte. Eine Engländerin liest. Ein schöner Moment. Dies ist wahrlich ein biblischer Ort, ein historischer Ort, ein besonderer Ort. Egal, ob gläubig oder nicht.

Während Yair Leonard Cohens Song „Hallelujah“ auf seiner Trompete anstimmt, geht es zurück in den Bus. In die Alstadt. Am Jaffator, einem der heutigen Haupttore in Jerusalems Mauerring am Westrand, betreten wir die Altstadt. Durch die im 16. Jahrhundert unter Osmanischer Herrschaft angelegten Gassen gelangen wir zur Grabeskirche. Christen aus aller Welt pilgern hierher – besonders an Feiertagen wie Ostern und Weihachten. Wir haben Glück – zu dieser Jahreszeit sind weniger Touristen als sonst in der Kirche. Hier soll der Überlieferungen nach die Kreuzigung Jesu stattgefunden haben und sich dessen Grab befinden. Es ist auch der Ort, wo die Auferstehung Jesu stattgefunden haben soll. Griechisch-Orthodoxe, Katholiken und Armenier teilen sich die Zuständigkeit für die Grabeskirche, jede Konfession hat ihren eigenen abgegrenzten Bereich.

Durch die Altstadt geht es vorbei an Ausgrabungen und durch eine Sicherheitskontrolle bis zur Klagemauer beziehungsweise Westmauer, der Western Wall, dem größten Heiligtum der Juden. Die Klagemauer ist der Rest der früheren Westmauer des Plateaus des zweiten Jerusalemer Tempels. Ein Platz mit ganz besonderer Atmosphäre, ein Ort zwischen Religiosität, Freude, Trauer, Hoffnung und Innehaltens. Wer nach Israel kommt, sollte diesen Platz besuchen. Auf dem Tempelberg erheben sich die Al-Aqsa-Moschee und der Felsendom, die heilige Stätten des Islams sind.

Ich kennen keinen Ort, an dem man Geschichte und Religion näher kommen könnte als hier auf diesem Platz.

Voller unvergesslicher Eindrücke, und ja, auch ein wenig beseelt, geht es zurück nach Ashdod.

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